Warum in einer Tragehilfe
oder einem Tuch tragen?

Was ist ein Tragling?

Jungtiere, die von einem Elternteil getragen werden, werden bei den Säugetieren Traglinge genannt. Die Bezeichnung Tragling wurde im Jahre 1970 geprägt und existiert somit noch nicht sehr lang. Man unterteilt die Traglinge in unterschiedliche Typen, die passiven und aktiven Traglinge. Zu den passiven Traglingen zählen die Beuteltiere, wie z.B. Kängurus. Hier verbringen die Jungtiere die erste Zeit blind und nackt im Beutel der Mutter, wodurch sie gehalten werden. Sie brauchen sich somit nicht selbst am Fell der Mutter festhalten. Anders sieht es bei den aktiven Traglingen, wie beispielsweise Primaten, aus. Diese kommen behaart auf die Welt und besitzen direkt voll ausgebildete Sinnesorgane. Mit ihrem Klammer-Reflex der Hände und Füße können sie sich aktiv am Fell der Mutter festhalten.

Wie schon anfangs erwähnt gehören Menschen auch zu den Traglingen, allerdings sind sie ein Sonderfall. Neugeborene besitzen zwar voll entwickelte Augen und Ohren wie die aktiven Traglinge, können allerdings nur passiv von ihren Eltern im Arm, Tuch oder Tragehilfe getragen werden. Babys besitzen ebenfalls einen Klammer-Reflex der Hände und Füße, die Eltern allerdings kein Fell mehr. Außerdem würde ihre Kraft  nicht ausreichen, um das eigene Körpergewicht tragen zu können. Ein weiteres Merkmal ist die Anhock-Spreizhaltung, welche ein Neugeborenes automatisch beim Hochheben einnimmt. Dadurch ist es in der Lage mit Unterstützung der tragenden Person sich auf der Hüfte oder Taillenhöhe sitzend festzuklammern.

Was sind die Vorteile des Tragens?

Der größte Vorteil aus der Sicht des Babys ist die Nähe zu dem Tragenden, anfangs meistens die Mutter. Diese Nähe wirkt auf das Baby beruhigend und entspannend. Es spürt das Atmen, hört den Herzschlag, riecht den Körpergeruch und fühlt sich dadurch geborgen und sicher wie im Mutterleib. Aus diesem Grund weinen getragene Babys im Vergleich weniger als nicht getragene Babys. Das Tragen fördert die Bindung zu der tragenden Person und ist somit auch für Väter eine schöne Art ihr Kind zu umsorgen und auf einer ganz anderen Weise eine Bindung zu dem Baby aufzubauen.

Durch die aufrechte Haltung des Babys und der Bauch an Bauch Trageweise in einer Tragehilfe oder Tuch wird der Bauch des Babys massiert. Dadurch können Probleme mit Koliken oder der Verdauung gelindert werden. Des weiteren wird durch eine korrekte Anhock-Spreizhaltung in der Tragehilfe oder Tuch die gesunde Reifung von Hüfte und Wirbelsäule gefördert. Durch das Tragen wird ebenfalls die Motorik des Babys gefördert, da durch die Bewegung der Gleichgewichtssinn des Babys angesprochen und somit geschult wird. Aber nicht nur das Baby profitiert vom Tragen in einem Tuch oder Tragehilfe, sondern auch die Mutter. Besonders kurz nach der Entbindung kann, bei korrekter Anwendung, das Tuch oder die Tragehilfe durch die Trageweise nah am Körper die Gewichtsbelastung des Babys gut auf Schultern und Rücken verteilt werden, so dass der Beckenboden nicht so stark beansprucht wird und außerdem Rückenschmerzen vermindert werden können.

Neben den entwicklungsfördernden und gesundheitlichen Aspekten gibt es natürlich auch ganz pragmatische Vorteile. So sind die Hände beim Tragen mit Tuch oder Tragehilfe frei, so dass beispielsweise Arbeiten im Haushalt oder die Betreuung von Geschwisterkindern erleichtert wird, selbst Stillen ist im Tuch oder Tragehilfe kein Problem und muss dafür nicht abgelegt werden.  Außerdem ist eine Tragehilfe oder Tuch platzsparender und leichter im Vergleich zum Kinderwagen und das Kind kann in Aktivitäten besser einbezogen werden. Unwegsame Strecken, wie Treppen oder unbefestigte Wege lassen sich mit dem Kind in der Tragehilfe oder Tuch besser überwinden, so dass es beispielsweise keine Probleme bereitet mit dem Kind Aussichtspunkte im Urlaub zu besuchen.